Unsere abgeschlossenen Projekte

Wir befördern die Wiederentdeckung des massiven Lehmbaus. Dazu erforschen wir die Bausubstanz nicht nur historisch, baukundlich und archäologisch, sondern interdisziplinär auch ingenieurwissenschaftlich, bauphysikalisch und chemisch. Damit der massive Lehmbau in puncto Baubiologie, Nachhaltigkeit und Wiederverwendbarkeit die Wertschätzung erfahren kann, die er sich über Jahrtausende verdient hat.

Hier informieren wir über unsere abgeschlossenen Projekte.

Abgeschlossene Projekte

Strategieentwicklung

01/2022 - 12/2024

Übergeordnetes Ziel der GOLEHM-Initiative ist die Wiederbelebung des historischen Massivlehmbaus in Mitteldeutschland. Im Rahmen der Innovationspfade Bestandsbau, Neubau, Fortschreibung Normung und Zertifizierung sowie Wissenstransfer gilt es, aufeinander abgestimmte Lösungen zur Nutzung dieses Potentials für ein klimaneutrales und ressourcenschonendes Bauen im Sinne einer regionalen Kreislaufwirtschaft zu erarbeiten und die identifizierten Hemmnisse abzubauen. Der im Projektmodul Strategieentwicklung angegliederten GOLEHM-Koordinierungsstelle am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt obliegt dabei die Entwicklung und Fortschreibung einer integrativen Strategie. Zu den Aufgaben zählen die Organisation und Lenkung des Bündnisses (inkl. wissenschaftlichem Beirat), die strategische Bündniserweiterung, das Sondieren passfähiger, neuer Projektideen sowie der Aufbau eines bündnisinternen und externen Kommunikationsnetzwerks. Dabei kooperieren wir eng mit allen Forschungspartnern sowie Multiplikatoren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und der kommunalen Ebene. Mit dem Innovationsfeld Lehmbau setzen wir ökonomische Impulse für eine Transformation im Sinne des regionalen Strukturwandels.

MOBILER, ROBOTISCHER STAMPFLEHM: VOM LABOR ZUR BAUSTELLENFERTIGUNG

12/2022-11/2024

Am Institut für Tragwerksentwurf (ITE) der TU Braunschweig wird seit 2017 die robotisch-gestützte Fabrikation von Stampflehmbauteilen erforscht. Auf Basis dieser Vorarbeiten soll im Projektvorhaben die stationäre robotische Stampflehmfabrikation für die Baustellenfertigung weiterentwickelt werden. Hierzu ist das Setup zur robotischen Stampflehmherstellung grundlegend neu zu entwickeln. Neben der kontrollierten robotischen Fertigung unter variierenden Umweltbedingungen im Vergleich zu den gleichmäßigen Laborbedingungen ist vor allem die Mobilität des Stampflehm-Setups von zentraler Bedeutung für die Machbarkeit. Außerdem soll - im Unterschied zu der Verwendung von Fertigmaterial bei der stationären Fertigung – bei der Baustellenfertigung lokales Material verwendet und als automatisierter Misch-, Förder- und Beschickungsprozess entwickelt werden. Im Rahmen des Forschungsvorhabens sollen Realbedingungen im Laboratorium der TU Braunschweig simuliert werden und dementsprechende Gerätschaften entwickelt werden. Ein aktueller Bericht zum Projekt findet sich im Magazin der TU Braunschweig.

Entwicklung von Wellerlehm-Wandmodulen unter Betrachtung der technologischen Voraussetzungen für thermische Trocknungsbeschleunigung 

05/2023-04/2024

Der Wellerbau ist die charakteristische und häufigste historische Massivlehmbauweise in die WIR!-Region. Im Baubestand sind nicht nur Nutzgebäude wie Scheunen oder Ställe, sondern auch zehntausende von Wohnbauten, teils mehrgeschossig und bis zu 500 Jahre alt, erfasst. Gerade aber der Wellerbau, mit von Hand aufgeschütteten Sätzen aus einem nassen Lehm-Stroh-Gemisch wird aktuell im Neubau nicht ausgeführt. Einige spezialisierte Lehmbaufirmen wenden diese Technik bislang nur für nicht tragende, freistehende Wände (z. B. Umfassungsmauern) und in der Sanierung an. Maßgelblich zwei Gründe sind dafür verantwortlich: Erstens wird der Wandaufbau noch immer per Hand ausgeführt, ist dadurch also kostenintensiv, und zweitens braucht eine 60-100 cm breite (nasse) Wellerwand verhältnismäßig lange Trocknungszeiten.

Kay Frömmigen, Geschäftsführer der auf nachhaltiges Bauen spezialisierten Firma KOBA Bau aus Dessau-Roßlau, hat viel Erfahrung in der Sanierung von Wellerlehmgebäuden. Die Firma bietet „Hilfe zur Selbsthilfe“ an, d. h. sie unterstützen Bauherren, die selbst Hand anlegen wollen mit Know-how, Beratung, Personal oder Putzmaschine. Im Rahmen des von ihm durchgeführten Projektes möchte er für diese traditionelle Massivlehmbauweise innovative Impulse erzeugen, indem experimentell erprobt wird, die Trocknungszeit durch ein innenliegendes Heizrohrgestänge zu verringern.

Gleichzeitig soll das Vorhaben einen Beitrag zum Stoffkreislauf bei der Planung und Ausführung von Massivlehmwänden liefern, indem 1. das Betonfundament auf Wiederverwendung konzipiert wird und 2. experimentell auch abgerissene Lehmwände für den Aufbau der neuen Wand wiederverwendet werden sollen.

Poster zum Projekt hier zum Download als pdf.

Arbeiter beim Aufschichten des nassen Stroh-Lehm-Gemisches für die Wellerwand-Module. Foto: © KOBA-Bauunternehmen, K. Frömmigen.

VORSTUDIE ZUR IDENTIFIKATION UND EINORDNUNG VON HISTORISCHEN LEHMBAUTEILEN FÜR DIE WIEDERVERWENDUNG HINSICHTLICH ANREICHERUNG VON SCHADSTOFFEN UND BAUSCHÄDLICHEN SALZEN

11/2022-01/2024

Lehmbaustoffe auch aus dem historischen Bestandsbau bieten ein hohes Potenzial für Ihre Wiederverwendbarkeit und damit der Einsparung natürlicher Ressourcen. Allerdings gibt es bisher keine Untersuchungen zur Schadstoffbelastung und zum Zustand hinsichtlich mikrobieller Besiedelung solcher Bestandsbauten. Im Rahmen des Projektes der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) soll über Vorversuche durch Entnahme von Materialproben an repräsentativen Gebäuden untersucht werden, in welcher Art und Menge Schadstoffe, bauschädliche Salze sowie Mikroorganismen (z.B. Pilze) in Lehmbauteilen über den Querschnitt verteilt sind und wie diese zu bewerten sind. Neben der Feststellung der im Material akkumulierten Schadstoffgehalte (je nach Gebäudenutzung z.B. Schwermetalle, organische Stoffe wie PAK) wird ferner der potenzielle Transfer von flüchtigen organischen Substanzen (VOC) in die Innenraumluft untersucht. Letzteres erlaubt die Bewertung hinsichtlich der Eignung im Innenraum. Anhand der Ergebnisse sollen erste Schlussfolgerungen für die Wiederverwendung und Entsorgung getroffen werden können.